Fierce Medicine beats Angst.

In den Körperzellen stecken Emotionen fest, sagt Ana T. Forrest, die Begründerin von „Forrest Yoga“. Ich lese dies auf den ersten Seiten ihres Buches „Fierce Medicine“ und mag ihr nicht recht glauben. Ich denke: Gehirnzellen, ok. da sind Erinnerungen und die damit verbundenen Gefühle gespeichert. Aber Körperzellen? Der ganze olle Kram in meinen Hüften, Po und Oberschenkeln? Das kann ich nicht recht glauben. Die Vorstellung finde ich fast beängstigend.

Ana sagt, der Körper vergisst nicht. Ängste und Traumata werden in den Zellen über Jahre gespeichert. Sie bietet eine – auf Erfahrung – basierende Lösung an: Yoga-stellungen wie „Taube / Kamel / Handstand sollen länger als üblich gehalten werden. „Stay in the Yoga pose because that’s like shining a light on the trail of your fear.“

Ich bin skeptisch und trotzdem – oder gerade deswegen – folge ich ihren Anweisungen. Vielleicht auch, weil ich gerade in dieser „schwierigen Phase“ bin und händeringend nach „Lösungen“ suche. Am Abend begebe ich mich in die „Taube“, spüre meine Hüften zum Boden sinken, die sanfte Dehnung, die noch nicht ganz Schmerz ist. Mindestens 10 Atemzüge….Ich atme 20. Aua. Nach 25 Atemzügen will ich das Experiment beenden, als sich plötzlich Hitze in meinen Hüften und Beinen ausbreitet. Ich erinnere mich an Anas‘ Worte: „if you sense a rush of heat thats a sign of release.“Meine Neugier. Ich atme langsamer, tiefer. Ist das jetzt Schmerz? Plötzlich dieses Bild vor meinen Augen: ein Kind, dass seinen Rücken an die warme Heizung drückt, die Arme um die Beine geschlungen, ein Buch auf den Knien. Eine hockende Schutzstellung, Flucht vor den bad vibrations at home…. Erstaunen. Da sind tatsächlich Bilder in meinen Hüften. Und alte Ängste, die damit verknüpft sind. Meine Beine brennen, Hitze schießt den Rücken hinauf. „Cleanse your past from your cell tissue, breath and release“, flüstert Ana mir zu. Ich höre hin und atme weiter in meine Angst hinein.

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13 Gedanken zu „Fierce Medicine beats Angst.

  1. einfachtilda sagt:

    Das war jetzt aber schwierig deinen Blog zu finden, da die URL nicht stimmt. Mußt mal schauen, ob es die tatsächlich ist.
    Eigentlich mag ich auch eher weiße oder cremefarbige Blüten, aber diese hatte ich so oft fotografiert und wollte auch mal etwas Power bringen…ich brauch heute etwas mehr Ruhe.
    Yoga geht nicht, aber das ist eine andere Geschichte.

    LG Mathilda 🙂

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    • pillangoblog sagt:

      Komisch, muss ich mal überprüfen..aber jetzt erstmal hallo und schön dass du so schnell reinflatterst Mathilda und hier ein bisschen power reinbringst 🙂 die Geschichte mit dem Yoga möchte ich übrigens gern irgendwann mal erfahren.. Liebe Grüße!

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  2. Klausbernd sagt:

    Das im Körper Emotionen festhängen, diese Ansicht vertrat auch Wilhelm Reich und die auf ihm aufbauende Bioenergetik. Ich habe einige Zeit Bioenergetik und danach Yoga geübt. Beides geht ja vom einem ähnlichen Energiemodell aus. Mir hat diese Kombination sehr gut getan. Ich finde es wie du immer noch erstaunlich, welche und wie viele Bilder hochsteigen (weil sie befreit werden), wenn ich in bestimmten Körperpositionen verharre.

    Herzliche Grüße von der sonnigen Küste Nord-Norfolks
    Klausbernd 🙂

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    • pillangoblog sagt:

      Von Bioenergetik und Körperpsychotherapie habe ich zwar schon gehört, ich habe diesen Therapieansatz vor vielen Jahren sogar schon selbst am eigenen Leib erfahren. Mir war allerdings nicht bewusst, dass dies vereinfacht bedeutet: Im Körper sind Emotionen gespeichert, und diese kann man durch bestimmte Bewegungen hervorholen und sogar lösen. Das sagt einem ja keiner 😉 als junges Ding machst du da einfach mit und fragst dich, was soll das eigentlich.

      Auf Wilhelm Reich war ich übrigens bis dato noch nicht gestoßen, habe aber gerade mal ge-wikid und werde mir die Ansätze bei Gelegenheit mal ansehen. Vielleicht kann ich da auch was mit Yoga verbinden…

      Liebe Grüße an die Küste aus der Großstadt
      Lara

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  3. Mika sagt:

    Dass der Körper unsere gesamte Geschichte gespeichert hat, ist mir bekannt. Aber ich hab es anders herum gemacht. Ganz ohne Übung, hab ich mich voller Neugierde auf die Frage eingelassen, was denn zu einem bestimmten Zeitpunkt los war, wie ich mich da gefühlt habe. Die Bilder rollten sich langsam auf und ich spürte, dass es in mein Rücken saß, mitsamt der ganzen Trauer, die dazugehörte. Das hat die nötige Wende gebracht. Dass man das mit Yoga erreichen kann, wusste ich nicht.
    Wie gut, dass du dich drauf einlassen kannst. Ein trauriges, beklemmendes Bild, das du beschreibst.

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    • pillangoblog sagt:

      beindruckend, dass du das anscheinend ganz intuitiv gemacht hast. Hast du die Gefühle denn aus deinem Rücken „befreien“ können? Ich glaube, bei mir sitzt auch viel im unteren Rücken, da werde ich mich zukünftig drauf konzentrieren. Ich finde es übrigens beruhigend, dass man auf so praktischer Ebene (körperlich) mit sich selbst arbeiten kann und nicht nur an die Psychoanalyse oder -therapie gebunden ist.

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      • Mika sagt:

        Ich konnte mir damals eine „sichere Insel“ schaffen, deshalb klappte das. Einen Teil der Gefühle konnte ich sicher befreien, deshalb verlor sich eine Angststörung ganz schnell. Ich denke, es kommt auch darauf an, wieviel sich „überlagert“ – man trägt das dann nach und nach in Schichten ab.
        Man kann sicher sehr viel mit sich selber arbeiten – ja es beruhigt, wenn man merkt, man kann etwas bewirken. Stärkt das Selbstvertrauen.
        Weiteren Erfolg bei deinen „Experimenten“! Auch wenn es ein Weg durch den Schmerz ist.

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      • pillangoblog sagt:

        eine „sichere“ Insel? das klingt schön. Es macht bestimmt Sinn, sich Halt zu suchen, wenn man mit alten Ängsten und Gefühlen arbeitet. Sonst schwemmt es einen davon.
        Danke für deine Worte!

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  4. Sherry sagt:

    Nein, Pillángo, sie hat Recht. Der Körper speichert Emotionen, hat eigene „Marker“, die ihm sagen „Diese Situation kenne ich, Achtung!“ Gerade bei Traumapatienten kannst du das sehr gut beobachten. Bei Unfalltraumata kommt es oft vor, dass die Menschen in der Körperhaltung „einfrieren“, in der sie den Unfall hatten. Auch Überlebende eines sexuellen Missbrauchs schädigen oft ihren Körper, weil dieser bestimmte Empfindungen nicht mehr los wird. Oh, da gibt es soviel darüber zu erzählen. Aber es ist wahr.

    Bedenke einmal den inneren Rhythmus, der bei mir sehr sehr stark ausgeprägt ist. Ich wache oft um Punkt 6.58 Uhr auf, bevor der Wecker klingelt, egal zu welcher Jahreszeit. Oder – selbst, wenn ich nicht bewusst daran denke, der wievielte es ist und welcher Monat – fängt mein Körper an, sich schon 2 Wochen vorher schlecht oder schlapp zu fühlen, er kommt dann zum Höhepunkt an einem bestimmten Tag und plötzlich merke ich „An dem Tag ist doch Opa gestorben …“

    Das ist kein „Esokram“, das kann man überprüfen … Und mit diesem Wissen kann man arbeiten.

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    • pillangoblog sagt:

      dieses (Körper-)Wissen war mir bis dato verborgen, ich bin irgendwie davon ausgegangen, dass man seine Probleme allein über die Psyche, also durch Psychotherapie etc. lösen kann…Natürlich habe ich von Körper-, Bewegungs- und Tanztherapie gehört, mir diese Zusammenhänge aber noch nie bewusst gemacht. Ich finde es gerade gut, dass man sogar über Yoga an Themen rankommt, das ist etwas, das kann ich zu Hause auf meiner Matte machen..natürlich ersetzt das keine Therapie, aber es vervollständigt…vielen Dank für die Hintergründe liebe Sherry!

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  5. Sofasophia sagt:

    liebe lara
    ich bin sehr bewegt von deinem artikel. ich werde das ausprobieren. das wissen darüber war mir bekannt, doch dass mit yoga mit taube und kamel (kopfstand kann ich nach zehn jahren noch immer nicht) solche heilprozesse ausgelöst werden können, mit atmen, ist faszinierend. ich danke dir fürs teilen deiner erfahrung.
    herzlich, soso

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  6. pillangoblog sagt:

    Danke ihr Lieben für Eure Kommentare. Ich melde mich morgen ausführlicher! Liebe Grüsse

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