Poesie


SELBST BEI GRÜN BLEIBE ICH STEHEN

Mein Kind sitzt schutzlos in der Ecke

während ich an Ampeln Halt suche

ich lehne mich an, sehne mich nach einem wahren Wort

einem Hinweis doch wenigstens

einem Bild von Dir

Doch nichts als Randnotizen

auf feuchtem Papier.


Nachtgedanken

Innen wie außen: Chaos.
Die Worte wissen nicht wohin,
haften nicht, straucheln.
Auch die Hände, sie ringen nicht,
nicht mehr um sie.

Fallen lassen möchte ich mich
auf stummen Boden
und mein Herz darin vergraben.

Mich dann einwickeln in das Glasfasernetz
und ruhen in der Stille, solange
bis der Mond aufgeht
und sein Licht auf meine Schatten wirft.

—————————

Auf Gleisen

Der Himmel so grau
und soviel Grün das vorbei zieht
zu viel
bewegliches Fleisch
im Abteil
ein wippender Fuß
ein gehauchter Kuss
und dann: ein Schluck Wasser das im Rachen verdurstet ein
Atemstoß ein Augenkontakt ein Seufzen
haltlos ….diese Ungeduld in den Handflächen
müde Wangen Halt suchende irgendwo auch Zähne in Karamell ein
zähes Geräusch
im Blut:
Kilometerlange Zeitwunden

————————

MUTLOSIGKEIT

Nach und nach bleiben alle Ideen auf der Strecke

und zwischen den Gleisen wuchert

Angst. Am Bahnsteig schmilzt das Blut

einer Wurzel.

All thoughts written by pillangó

14 Gedanken zu „Poesie

  1. mercfalk sagt:

    Schöne Gedichte. Beneidenswerter Umgang mit den Worten.

    Like

    • pillangoblog sagt:

      Danke für die schönen Blumen merfalk. Mit Gedichten geht es mir so, ich kann sie nicht planen. Mich hinsetzen und sagen ok, los geht’s. Solche Versuche gab es auch schon, leider jedoch klingen diese dann auch dementsprechend gewollt. Die authentischsten Zeilen entstehen immer spontan, aus dem Gefühl heraus.

      Like

      • mercfalk sagt:

        Das Problem mit den gewollten Versen, die denn auch gewollt klingen, das wenigstens kenne ich. 😉
        Leider kommen auch spontan meist nur hölzerne Gebilde bei mir heraus, die plump ‚dahinrollen‘, wie Räder mit Ecken und Kanten — sie funktionieren nicht und machen zudem den Boden kaputt, über den ich versuche sie gleiten zu lassen.

        Like

  2. pillangoblog sagt:

    Ein schönes Bild, das hölzerne Gebilde, das nicht rollen will. Dann doch lieber versuchen, es „fließen zu lassen“

    Like

  3. Sherry sagt:

    Das sind wirklich schöne Gedichte … Mehr davon!

    Like

    • pillangoblog sagt:

      Oh, danke Sherry. Ich mag die Poesie, ich kann sie nicht festmachen oder erzwingen. Sie hat ihren eigenen Willen glaube ich, wie die Katzen…Manchmal lässt sie sich wochenlang nicht blicken.

      Like

  4. mikascorner sagt:

    „Für eine Mondsekunde bin ich Staub unter Rinden…“

    „…Mich dann einwickeln in das Glasfasernetz und ruhen
    in der Stille, solange
    bis der Mond aufgeht
    und sein Licht auf meine Schatten wirft.“

    Wunderschön! ich wickel mich gleich ein, oder krieche unter Rinden. 🙂

    Like

  5. Mika sagt:

    Ist mir eine Ehre, mit dir unter einer „Rinde“ zu stecken! 😉

    Like

  6. Pagophila sagt:

    Selbst bei Grün bleibe ich stehen… gefällt mir sehr.

    Like

  7. gedichte findet man bei wordpress viele, aber die meisten scheinen auswrungen und zusammengepresst, wo deine flüssig und leicht dahinströmen. man muss nicht mal verstehen – der klang allein reicht, um sie zu mögen. vielen dank dafür!

    Like

    • pillangoblog sagt:

      liebe rocknroulette, schön dass dir die Texte gefallen – und herzlich Willkommen auf meinem Blog. Habe auch bei Dir übers Wochenende schon kurz (via Phone) gestöbert und freu mich schon auf ein paar ruhige Minuten um mich noch intensiver in deine schönen Ideen und Texte einzulesen. Liebe Grüße!

      Like

Hinterlasse einen Kommentar