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Watercolour Lilly

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Wasserfarben-Gesichter, frühe Versuche. Meine Begeisterung für die neue Technik wechselt sich ab mit Verzweiflungs-Anfällen, da die Farben zwar wunderbar übers Blatt schwimmen, sich aber nicht wirklich kontrollieren lassen. Loslassen vs. Kontrolle, das alte Thema, neu aufgemischt. Am Ende stelle ich fest: bei Wasserfarben ist wohl weniger Farbe mehr..da fällt das Loslassen auch nicht so schwer…

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Ein Vormittag im Amt

Vor mir erhob sich ein riesiger roter Backsteinbau, dem die ausladenden Efeuranken einen fast romantischen Touch verliehen. Schön war es hier, wirklich schön. Menschen saßen auf Holzbänken und ließen Sonne in ihr Gesicht scheinen, Kinder spielten auf einem schmalen Streifen Wiese und die Platanen rauschten im Wind – was für eine Idylle.

Was mich drinnen erwartete war eher weniger schön. Ich fand mich in einem ewig langen Flur wieder, in dem eine ewig lange Schlange von Menschen sich bis zum Eingang des Gebäudes drängte. Fast wäre ich in meiner Gutgelauntheit in das Schlusslicht der Warteschlange gelaufen. Das Schlusslicht war eine alte Dame am Rollator, die mir zuerst einen rügenden Blick zuwarf und mich dann komplett ignorierte.

Da ich zunächst nicht wusste was und wohin stand ich erstmal eine Weile an. Versuchte, mich im Raum zu orientieren. Vor mir in der Schlange standen Menschen mit eingeschlafenen Gesichtern, die Dokumente hielten oder auf Handytastaturen rumhackten und dem Türschild nach zu urteilen offensichtlich auf eine Information warteten. An beiden Flurseiten und in sämtlichen Warteräumen 1-4 saßen auf Plastikstühlen weitere Menschen, deren Gesichter sahen noch gequälter aus als die der Schlangenmenschen und so langsam schlief auch mir das Gesicht ein. Anmelden war doch eine größere Aktion.

Ich wollte keine Zeit mehr verlieren und direkt mit dem Warten anfangen. Von der Decke hing ein Schild, auf dem Pfeile in verschiedene Richtungen wiesen und mir aufzeigten, wo ich das überall tun könnte. Ich entschied mich für den Flur und zog eine Nummer aus dem Nummernautomaten, Nummer 79. Auf dem Display der Maschine konnte ich Folgendes lesen: Anzahl der Wartenden: 113, anzunehmende Wartezeit 1 Stunde und 5 Minuten. Na Prima dachte ich mir und setzte mich wie die anderen auf einen Plastikstuhl im Gang.

Ich wartete geschlagene 2 Stunden und da ich weder Zeitung noch Buch noch sonst irgendeine Ablenkung dabei hatte, tat ich nichts anderes als in der Gegend rum zu gucken. Da war dieses Monsterdisplay das ebenfalls von der Decke herabhing und jedes Mal, wenn ein Gong ertönte, veränderten sich auf diesem Display die vier bis sechs-stelligen (Warte-)Nummern und zeigten gleichzeitig die dazugehörigen zugeordeten Raumnummern an. Bei jedem Gongton schreckten die Wartenden hoch und spähten kurz auf den Bildschirm, um sich zu vergewissern, dass sie immer noch nicht dran waren. Mir ging es genauso. Das war echt frustrierend. Ding Dong. Ein älterer Herr am Stock schlurfte über den Steinboden und versuchte so schnell es eben ging den Raum zu erreichen, in dem das Warten für ihn endlich ein Ende haben würde. Ding Dong. Ding Dong. Eine andere, jüngere Frau rannte über den Gang und zog ein Kind an einer Hand hinterher. „Zimmer 6!!“ brüllte sie diesem Kind zu, damit es noch schneller rannte. Ding Dong. Man, dieser Gong machte alle echt wahnsinnig. DingDong. Ich sah Kind und Frau nach und musste unweigerlich an diese Szene in „Asterix “ denken, in der Asterix und Obelix ins Amt (das Haus, das verrückt macht) geschickt werden, um den Passierschein A38 zu holen. Wie die Irren rennen sie von Schalter 1 zu 2 zu 38 quer durch das Haus, Treppe rauf Treppe runter, weil jeder was anderes sagt und auf den Kollegen verweist, bis Obelix am Ende völlig durchdreht.

DingDong. So schlimm war es hier nicht. Und dann entdeckte ich an der Wand mir gegenüber den Flucht- und Rettungswegeplan und daneben einen Notfallkoffer hinter Glas für den Fall, dass ein Wartender einen Herzanfall erlebte und ich dachte – DingDong – auweia. Und dann war da noch dieses Plakat, das hing direkt neben dem Herzding, das erklärte uns Wartenden wie man in Berlin ordentlich parkt. „Gute Regeln machen Sinn“ stand darauf und noch bevor ich darüber nachdenken konnte wie sinnvoll ich das fand machte es DingDong und Nummer 79 erschien im Display.

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Hullahoop im Park

Die alte Dame im Späti empfing uns ausnahmsweise freundlich. Sogar ein winziges Lächeln in ihrem Mundwinkel als Antwort auf unsres. Wir kauften Vitamalz und Nüsse und sagten danke. Sie hob die Augenbrauen.

Wir liefen weiter. In den Alaunpark, den Abendsonne beschien, orange und warm. In der Luft Grillduft und Tau. Besucher saßen auf dem Rasen, auf Decken, auf Anoraks in Schneidersitzen, auf Handflächen, aneinander gelehnt, voneinander weg gedreht. Wir kickten Flaschenverschlüsse weg und setzten uns auf das Gras, um Nüsse zu knabbern. Dort die Jongleure und Seiltänzer. Ein Mann hielt Stäbe in der Hand und zauberte gigantische Seifenblasen. Wie sie in schillernden Farben über den Rasen waberten. Das Pfeifen der Schaulustigen. Eine Frau warf Holzstäbe in die Luft, die brannten, und fing sie wieder auf. Die Pfiffe so grell und das Gelächter.

Und da, ein Mädchen, das tanzte HullaHoop. Ließ es im Rhythmus der Trommeln an ihrem schmalen Körper hoch und wieder herab gleiten, wand sich, drehte sich, tanzte. Im Augenblick. In Stille.

Wir hielten uns an den Händen.

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bekannte bauen häuser

zur bunten republik war auch ich unterwegs in der neustadt. punk, ballermann und thüringer rostbratwurst an jeder ecke, doch gab es auch diese kleine heile weltnummer zwischen sebnitzer und kamenzer straße, eine oase der vernunft, kaffeklatsch und trödel. hier trafen wir vor einem grünen haus auf einen klapptisch mit sonnenschirm, hinter dem sich freunde und ferne bekannte verschanzt hatten. auf diesem tisch verbargen sich unter plastikabdeckhauben selbstgebackene schokoküchelchen und tofubällchen. Dort stand ein kaffespender, hier die becher, die mit prosecco gefüllt waren. eine mutterhand schaufelte kuchenkrümel in sich hinein. wir verteilten küsse und drückten hände, setzten uns dazu und ich beobachtete wie menschen, die in meinem alter zu sein schienen sich gegenseitig versorgten, sogar eierkuchen backten und apfelmus darin einwickelten. meine unsicherheit legte sich wie ein lauwarmer wadenwickel um meine brust und zur unterstützung nahm ich meine arme dazu. ich hatte keine ahnung was man in solchen situationen sagt oder tut so schien mir smalltalk angebracht: die eierkuchen duften aber lecker ist der teig selbst gemacht oder macht ihr das jedes Jahr mit dem stand eine schöne idee.

dann endlich gab es ein blondes mädchen das mich mit handpuppen attakierte und ein ich das die böse großmutter spielte.

die mutter die eierkuchen backt riss mich aus der neuen rolle, kommt wir zeigen euch unser haus. wir traten ein, hinter einer unscheinbaren Fassade entpuppte es sich. ein kleiner palast aus holzparkett, geweißten wänden und freigelegter mauer. mit ganz viel freiraum und schöner küche und praktischem gasherd und einbauten die gekonnt abluftschächte ummanteln und da wo das bad ist war mal ein zimmer und da wo die küche war ist nun ein schlafzimmer und ingesamt augenscheinlich eine architektonische meisterleistung.

und wir stellten fragen; wie habt ihr das mit den wänden gemacht, weil wir auch gerade was mit wänden machten, habt ihr das alles selbst gemacht, ach was, ein seufzen, das haben alles andere für uns gemacht, das wäre noch schöner, wir arbeiten doch viel, hart und lang, euch geht es doch sicher auch so. und ich dachte daran dass ich eigentlich nur einen teil der vollzeit arbeite und das weder hart noch lang und dass wir seit wochen rauhfaser von unseren wänden zerren ohne plan was dann.

aus dem mund dieser frau viele worte und aus den poren tropfte begeisterung. und mein kopf wattierte sich und irgendwo drinnen meldete sich die zentrale und steuerte etwas scham und angst durch meine kanäle. in meinen karten kein haus und kein auto nur ein gefühl von klein.

irgendwann ging ich nach hause weil mir kalt war. daheim hinter unseren wänden stille und in einem winkel ein lächeln.

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