Archiv der Kategorie: Buch

Mehr als tausend Worte: das Bilderbuch.

Bilderbücher faszinieren mich. Es ist die Kombination aus Illustration und Text, die Möglichkeit, Gedanken und Ideen nicht allein durch Sprache, sondern zusätzlich über ein weiteres Medium, das Bild, zu vermitteln, den Leser auf verschiedenen Sinnesebenen (visuell, evtl. haptisch) gleichzeitig anzusprechen.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte, erklärte man mir schon in der Marketingvorlesung.

Über Bilder lassen sich binnen Millisekunden Inhalte, Vorstellungen, Geschichten transportieren, die unsere rechte Hirnhälfte aktivieren und damit direkt unsere Gefühlsebene ansprechen. Und das ist es doch, wonach wir uns sehnen, das jemand versteht, wie wir uns fühlen, wie wir die Welt empfinden. Manchmal scheinen Worte da nicht auszureichen und es ist einfacher, auf das Bild zu zeigen, zu sagen, schau: das meine ich.

Im Bilderbuch wirken Wort und Bild und wenn beides zueinander passt, sich ergänzt und verstärkt ergibt das eine besondere Geschichte, eine Geschichte, die besonders gut verstanden und erinnert wird.

Eine Illustratorin, die das sehr gut macht ist  Kitty Crowther. Sie malt prägnante Bilder und schreibt Geschichten über kleine und große Fragen des Lebens. Sie bebildert Konflikte, die Einsamkeit und wagt es sogar, „Tabuthemen“ wie Gott und den Tod zu illustrieren. Sie ist Belgierin und wurde bereits – wie Shaun Tan – mit dem Astrid Lindgren Memorial Award für ihr Werk  als Kinderbuchillustratorin ausgezeichnet.

Ihr neuestes Buch „Der kleine Mann und Gott“ hat mich so begeistert, dass ich es mir sogar gekauft habe.

Textauszug:

„Eines Morgens macht Kleiner Mann seinen Spaziergang.
Da trifft er am Wegesrand auf ein Etwas.
„Wer sind Sie?“, fragt er höflich.
„Ich bin Gott.“
„Sie sind Gott? Der GOTT? Ich hab Sie mir ganz anders vorgestellt.“

Ich mag ihre klare Sprache. Die eindringlichen mit Tusche und Buntstift gemalten Bilder.

Jetzt nehme ich das Buch immer wieder in die Hand, wenn ich das Bedürfnis nach Liebe habe. Dann betrachte ich den lustigen, kleinen Mann, der seine Hände tief in den Hosentaschen vergräbt und sich mit der freundlichen Gestalt namens „Gott“ unterhält, staune über die leuchtenden, neonorangefarbenen Konturen dieser „Gottgestalt“, Konturen, die sich später auch in den Linien der Blumen, Bäume und Tiere wiederfinden…und freue mich daran, dass es da draußen Menschen gibt, die sich mit „Gott und der Welt“ auseinandersetzen und ich mir ansehen darf, was sie davon halten.

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Bücher, die berühren: Der Junge im gestreiften Pyjama

Es gibt Bücher, die dich für Tage und Wochen auf eine spannende Reise mitnehmen und dich am Ende wohlbehalten wieder vor der Tür deines Alltags absetzen. Und es gibt Bücher, die dich auf eine vermeintliche Spritztour mitnehmen, um dann plötzlich in fremdes Terrain abzubiegen.Terrain, das du freiwillig nie betreten hättest, das du auch nicht mehr verlassen kannst, weil du schon zu tief drinsteckt. Auch diese Bücher setzen dich wieder zu Hause ab – sie lassen aber nicht mehr los.

Genau so ein Buch ist „Der junge im gestreiften Pyjama“ von John Boyne. Ein Buch, das mich sehr berührt hat und dessen Thematik mich immer wieder einholt. Die Geschichte will sich nicht verraten lassen, sie möchte gelesen, selbst erfahren werden. Nur soviel: Ein 9-jähriger Junge muss seine Heimat für eine neue verlassen. In der neuen Umgebung geht er auf Entdeckungsreise und es gibt viele Dinge, die er nicht versteht.

Solltet ihr in der Stimmung für etwas Außergewöhnliches sein, für ein Buch, das nicht nur unterhält sondern euch schüttelt und berührt, ist dieses genau das Richtige.

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Mein kleiner Buchladen

Gestern noch Aushilfe, heute schon Buchhändlerin. So schnell kann es manchmal gehen. Meine Chefin muss sich für mehrere Wochen kurieren und ich halte solange die Stellung, irgendwie. Die Übergabe war kurz, aber ich mag den Sprung ins kalte Wasser. Je schneller ich paddle, desto schneller wird mir warm. Und dann werde ich bis auf den Grund abtauchen und vielleicht verborgene Schätze bergen. Ich bin gespannt!

Mein kleiner Buchladen

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Aus der Vorstadt des Universums

An trüben Märztagen wie diesem würde ich am Liebsten einen Ausflug in die Vorstadt des Universums machen. Der Illustrator Shaun Tan ist da gewesen und hat dort so schräge Stories erlebt, das er gleich ein Buch darüber geschrieben hat: die Tales from Outer Suburbia.  Diese Geschichten sind so schön und skurril, dass ich sie euch einfach vorstellen muss. Weil sie von Dingen erzählen, die den meisten bedeutungslos erscheinen. Oder habt ihr euch schonmal gefragt, was mit den ganzen Zetteln passiert, auf denen kleine Gedichte und Botschaften notiert wurden, Zettel, die in einem Anflug von Scham in Papierkörben, Rinnsalen, U-Bahn-Schächten verschwinden???

Shaun Tan hat sich das gefragt, und wenn ich ihn je treffen sollte, frage ich ihn, was da Großartiges in seinem Kopf abgeht. Und dann bitte ich ihn um einen Lageplan der Vorstadt des Universum, und ob er mir seine Augen und Hände leiht.

Wenn ich dort bin, möchte ich vor dem wortkargen Wasserbüffel stehen und ihn um Rat fragen, auch wenn ich mit seiner Antwort nichts anfangen kann.

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Danach möchte ich Eric, den Austauschschüler, treffen, und mit ihm die Stadt besichtigen. Ich möchte mit ihm Knöpfe vom Boden aufsammeln und Erdnüsse essen und verstehen, was es mit dem „Kulturaustausch“ auf sich hat.

Wenn Eric dann auf unerklärliche Weise verschwindet, setze ich mir eine Taucherglocke auf und tauche wieder ab in meinen heute herrlich unspektakulären Alltag.

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Die Queen of England, eine Leseratte?

Die Queen macht krank, um sich ihrem neuen, heimlichen Hobby zu widmen: dem Bücherlesen.

Kaum zu glauben? Stimmt, es ist eine absurde Vorstellung, „Her majesty the queen“ könne sich den höfischen Verpflichtungen entziehen, indem sie etwas Schnupfen vortäuscht. Um sich dann unter der Bettdecke heimlich durch die Klassiker der Weltliteratur zu lesen. In der Welt der offiziellen Anlässe ist dies undenkbar. Gottseidank gibt es aber diese Parallelwelt, die Welt der Fiktion, und Menschen darin, die gute Ideen verwirklichen.

Alan Bennett ist einer von diesen Menschen und  zeichnet in Die souveräne Leserin (engl. „The Uncommon Reader“)   in wunderbar britischer Manier das Porträt einer Frau von Würde und majestätischem Anstand, die zunehmend der Leidenschaft zur Literatur verfällt.

Queen: „Darf man denn einfach so ein Buch ausleihen? Auch ohne Mitgliedskarte?“
„Kein Problem.“, sagte Mr. Hutchings.
„Man ist ja schon im Rentenalter.“, sagte die Queen, als mache das einen Unterschied.
„Ma’am können bis zu sechs Bücher ausleihen.“
„Sechs? Um Himmelswillen!“
(Auszug aus „Die souveräne Leserin, Alan Bennett, 2008)

Durch Zufall trifft die Queen auf den Bücherbus des Bezirksbibliothek Westminster und sieht sich aus Höflichkeit genötigt, ein Buch auszuleihen. Welche Folgen dieser untypische Akt für den höfischen Apparat hat, kann man selbst als Leser auf den ersten Seiten nur erahnen….

Wer Lust auf mehr Infos zu dem Buch hat, hier ein sehr schöner Artikel im Spiegel Special.

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