Schlagwort-Archive: Kinder

Ring des Grauens

Männer in Roben

rot lächeln ihre Bärte

zitternde Mondenkinder auf ihren Klingen Schweiß und Tod

schlagen diese Schlächter unter dem Deckmantel schlummert

Angst

blütenweiß der Mond weint um seine Kinder

verloren die Seelen vergraben

vor den stummen Augen der Welt

Gestern sah ich eine Dokumentation über das Grauen. Diese Bilder sind in meinem Kopf und ich werde sie nicht los. Es gibt sie da draußen. Die Menschen, die grausame Dinge tun, grausame Dinge mit Kindern tun und das im Namen von Götzen, die sie anbeten. Götzen wie das Geld, die Macht und Satan als ihr Sinnbild. Ich habe diese Bilder in meinem Kopf und einige davon habe ich aufgeschrieben in der Hoffnung, dass es dann leichter wird. Tut es aber nicht. Worte für das Grauen zu finden, zeigt einem nur die eigene Sprachlosigkeit.

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Das Nargun in Mitte

Ich schleiche durch die Kinder- und Jugendbibliothek. Fühle mich wie ein Eindringling. Schließlich bin ich kein Kind mehr. Gleich wird es jemandem auffallen. Einem Knirps, der mich lautstark als Erwachsenen identifiziert und mich dann grinsend an einen dieser Bibliotheksdrachen ausliefert. Greife wahllos zwei Jugendbücher aus dem Regal: Kinder der Gezeiten und Das Nargun und die Sterne und versuche mir ein Alibi zurechtzulegen. Entweder: Tante auf der Suche nach Fantasybuch für Nichte oder: Schriftstellerin auf Recherche zu Kinderbuch oder einfach nur die Wahrheit: Bei den Erwachsenen gucken alle so ernst.

An einem Lesetisch sitzt ein Mädchen-Teeny, mit einer Hand blättert es in der Mädchen, mit der anderen verschickt es ziemlich viele Zeichen und nimmt gleichzeitig Telefongespräche an. In meinem Kopf Bilder: Ich als 13jährige mit Freundin, sie die Bravo, ich die Mädchen, wir uns gegenseitig vorlesend, kichernd – wir uns gegenseitig Fotos zeigend, immer noch kichernd, aber neidisch.

Am Zeitschriftenregal bleibe ich dann selbst an der „Mädchen“ hängen. Meine Hand will danach greifen, doch mein Verstand sagt: NEIN. Welches Alibi gäbe es bitte dafür? Ich zwinge mich, weiter zu laufen und verstecke mich dann in dem Teil der Bibliothek, der am wenigsten frequentiert wird: die WAS-IST-WAS Ausstellung. Anscheinend interessieren sich in Berlin Mitte die Kinder nicht dafür was was ist – dafür lautes Geschrei und Comic-Lärm (WUMMS, KRACH, RASSEL) aus der Videospiel-Ecke.

Die nächste Stunde verbringe ich auf einer blauen Holzbank im Atrium eingeschlossen von Papp-Aufstellern, Ansichtsexemplaren und Plakaten, die Kindern die Welt erklären wollen. (Woraus besteht Sauerstoff??) Während sich das NARGUN von Wrightson durch tiefe Schluchten kämpft (ich habe keinen blassen Schimmer, was es damit auf sich hat, werde das Buch auf jeden Fall lesen müssen), schweift mein Blick durch den Raum. In einer Ecke neben dem Regal zur „Schönen Literatur“ baumelt an einem Heizungsrohr aufgeknüpft eine Pippi-Langstrumpf-Puppe.

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Au revoir Chérie

Heute war mein letzter Arbeitstag. 15 Monate lang habe ich fröhlich-freche Kindermode verkauft. Habe Omis, Mütter, Patentanten und alle Jubeljahre auch Väter und Onkel mit zuckersüßen, liebreizenden / liebevollen, niedlichen, zauberhaften, wunderschönen, schnuckeligen Kinderanziehsachen, Spielwaren und traumhaften (Wohn-)Accessoires versorgt. Habe Ohhhs und Aahs dafür geerntet und viele Ausrufezeichen: Schau mal Rita hier das Püppchen süß! Und dort das Kleidchen goldig! Und da das Wägelchen herzig! Ihr Laden herzallerliebst°! (!!!)

Es war eine bunte Zeit mit vielen Zuckerlollys und -zungen.

Wie es sich anfühlt? Wonach mir jetzt ist?

Mir ist nach Schwarz. Sehr viel schwarz. Vielleicht auch ein bisschen Weiß -für den Kontrast. Mir ist nach geraden Linien, Geradlinigkeit, nach Ernsthaftigkeit und nach etwas, dessen ich mich früher geschämt hätte: Bodenständigkeit.

Gleich morgen fange ich damit an: Kaffee, schwarz, Filterkaffee. Punkt. FAZ Feuilleton, vielleicht sogar Wirtschaftsteil, Bankenkrise, das erdet. Dann: Albertinum.

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